Dienstag, 2. Dezember 2008

Wenn Ihr mal den Frust bekommt...

Bei meinem Online Video Gitarrenunterricht gibt es ein extra Schüler Forum, wo mir meine lieben Online Schülerinnen & Schüler rund um die Uhr Fragen zum Kurs aber auch zu allgemeinen Gitarrenthemen stellen können (ist das nicht eine Luxus: Einen persönlichen Gitarrenlehrer zum Ausquetschen, wann immer man 'ne Frage hat? ;-)

Mails von meinen Schülern beantworte ich natürlich auch, und da kam vor ein paar Tagen wieder ein ganz interessantes Thema auf:

Gerade bekam ich eine mail wo Jemand von so einem allgemeinen Frust berichtete, den er (oder war es eine sie.. ) ab und zu beim Üben bekommt.

Er würde ja schon so gerne viel weiter auf der Gitarre sein, er glaubt z.B. nicht, jemals Barrées locker spielen zu können, oder sein Gitarrenspiel richtig in den Fluß zu bekommen. Manchmal sei er so deprimiert, weil es noch so schwer fällt, daß er gar keine Lust hätte zu üben.

Er sähe dann in den Kursvideos immer, wie einfach das bei mir aussieht, glaubt aber nicht, daß er das jemals so gut hinbekommt...

Ich kann solchen Übefrust verstehen, ich habe streckenweise in meiner Gitarrenzeit auch Ähnliches erlebt, besonders, wenn ich in den ersten Jahren Folks sah, die schon erheblich weiter auf der Guitarra waren - da war ich erstmal ganz schön von den Socken, wie solche Geschwindigkeit und Lockerheit überhaupt möglich ist...

Ich guckte dann meine Finger an, hörte die Töne, die ich auf der Gitarre spielte, und dachte dachte nur, "auweia!"..., das klang Alles 25 mal besser bei den Cracks...

Glücklicherweise liebe ich den Klang von Gitarrenmusik :-)

Selbst, wenn meine Töne und Stücke damals noch lange nicht so gut klangen, wie bei den von mir bewunderten Leuten, machten mich schon ein paar Melodien und Akkorde, selbst, wenn sie noch nicht perfekt gespielt waren, immer sehr happy!

Wenn ich übte, dann tat ich das zu MEINEM Vergnügen. Ich mochte den Sound der 6 Saiten, ich fand es spannend, alle möglichen Kombinationen von Tönen und Anschlagsvarianten auszubrobieren - es war einfach ein super Zeitvertreib, bei dem mir Niemand reinredete, wo ich mich nach Herzenslust austoben konnte, und ich täglich interessante Klänge entdeckte.

Natürlich kamen auch immer mal wieder ziemliche Frust Momente, wenn wieder mal eine neue Stufe "fällig" war, wo ich etwas komplett Neues lernte. Z.B. bei meinem klassischen Gitarren Studium ging ich ein Jahr ziemlich "auf dem Zahnfleisch" - da waren einfach Leute in der selben Unterrichtsklasse mit mir, da kam ich mir vor, wie ein kleines Gitarren-Baby ;-)

Mein Lehrer dort, der Eliot Fisk, ist natürlich auch ein Gitarren Gigant... da hätte ich auch öfters auf die Idee kommen können, meine Gitarre als Heizmaterial für Winterabende am Kamin zu verwenden...

Ich kann mich erinnern, einmal hatte ich dermaßen den Übefrust in dieser Zeit, daß ich nach einer zweistündigen Übe Quälerei meine Gitarre mit ein paar ziemlich lautstarken Ausdrücken (die ich hier besser nicht wiedergebe.. ;-) in den Koffer schmiß und aus der Wohnung stürmte...

Eine Freundin, die mir draußen auf meinem "Wut-Walk" danach im Park begegnete fragte nur, "was ist denn mit DIR los...???".
Also, von Übefrust verstehe ich auch was ;-)

Aber, wie gesagt, ich liebe den Sound der Gitarre! Ich liebe, wie sie sich anfühlt, was für klangliche und musikalische Möglichkeiten in Ihr schlummern, ich mag es, mit diesem schönen Instrument die wunderbare weite Welt der Musik zu erkunden.

Und ich mag es, immer weiter auf der Gitarre dazuzulernen, immer mehr & immer besser das aus Ihr rauszuholen, was ich hören möchte, was ich können möchte. Ich finde es einfach wunderbar, durch Übung immer besser auf ihr zu werden, die Gitarre gibt mir sogar so etwas, wie einen Maßstab, woran ich meine Fortschritte feststellen kann.

Deswegen habe ich auch nicht in den Frust Gitarren Zeiten nicht aufgegeben. Die Gitarre macht mir einfach "grundsätzlich" Spaß! Wenn Jemand mehr auf der Gitarre kann als ich, ist das Ansporn für mich, an mir zu arbeiten, wenn ich dasselbe können möchte.
Ich habe so oft festgestellt, daß durch Übung - man/frau muß nur die richtigen finden, die für einen passen - IMMER Fortschritte kommen.

Ein Schlüsselerlebnis für mich in Sachen "richtige Übungswege finden", war der Klavierunterricht, den ich neben der Gitarre bei meinem Studium hatte.

Dort hatte ich das Glück, eine sehr gute Lehrerin zu erwischen, die mir ein ganz neues Konzept von Lockerheit, Muskelaufbau und effektiven Übemethoden vermittelte, das mir, nachdem ich es auf die Gitarre übertragen hatte, die Tür zu neuen Spieldimensionen öffnete.

Der Trick war, daß ich mich gar nicht in erhöhtem Maße anstrengen mußte, sondern, daß es darum ging, Alles viel lockerer zu machen.

Ich mußte nicht MEHR Zeit in die Gitarre stecken, sondern nur die möglichst EFFEKTIVEN Übungen finden - so kam ich mit viel weniger Kraftanstrengung und in viel kürzerer Zeit viel weiter voran, als vorher mit meinen alten (Hauruck ;-) Methoden.

Ich bin froh, daß die Gitarre so viel Spaß und gutes Feeling gegeben hat, daß ich auch die Durststrecken überwunden habe - es kommen halt doch immer wieder neue entscheidende Erkenntnisse und Erleichterungen, auch wenn es mal eine zeitlang nicht so aussieht...

Manchmal dauert es etwas länger, manchmal braucht es kleine "Schlüsselerlebnisse", aber wenn man/frau den Sound & die Möglichkeiten der Gitarre liebt, wird man/frau auch immer wieder nach Frust zur Guitarra zurückkehren und weiter suchen :-)

Also, gebt nicht auf, wenn es mal frustig ist - ich kenne das. Konzentriert Euch auf Euch selbst, auf EUREN Spaß an diesem coolen Sound der gerade jetzt aus der Gitarre kommt. Wenn die neuen Sachen noch nicht klappen, spielt etwas, was Ihr schon könnt und freut Euch daran.

Keiner kann innerhalb von ein paar Wochen wie ein Profi spielen. Darum geht es auch gar nicht, möglichst schnell zu sein. Es geht darum, daß Ihr EUREN Spaß auf der Gitarre findet, das, was Euch nicht aufgeben läßt, woraus Ihr unerschöpflich Energie bekommt, weiter zu machen.

Dann habt Ihr Lust auf's Spielen & Üben, dann kommen Euch die richtigen Ideen, Einsichten, die Lockerheit und die Geduld um effektiv zu üben, dann geht es immer weiter auf der Guitarra.

Frustzeiten kann es immer mal wieder geben, doch dann wißt Ihr, daß dies nur temporäre Zustände sind, absolut normal, wahrscheinlich sogar nötig für den Fortschritt. Ihr wißt aber auch auch, daß immer wieder "die Sonne aufgeht" auf Eurem Gitarrenweg :-)

Wer keinen Übefrust mehr haben möchte und mich auch als seinen persönlichen Online Gitarrenlehrer haben möchte, der /die möge hier mal schauen:


http://www.gitarrenlinks.de/videounterricht